Drei Wochen China – Woche zwei in Wuhan

Wieder zuhause.. Zeit verging schnell, jetzt sitze ich in Melbourne und schaue mir die Bilder an. In China war wenig Zeit, da wir viel mit Familie unterwegs waren. Daher geht es jetzt durch die letzten zwei Wochen unserer Reise.

Wuhan also,, eine Stadt voller Tanten und Onkel und Cousins und Cousinen. Viel Familiengeschichten, da Qian hier an der Uni gewesen ist.

Eine der Kusinen nimmt uns auf, wir wohnen eine Woche bei ihr und ihrem Ehemann. Die beiden haben in einem Wohnungskomplex eines Forschungsinstituts eine zweistöckige Wohnung unter dem Dach, im zehnten Stock, Nummer 1001. Während unserer Zeit bei ihnen muss es mindestens 1001 Geschichten gegeben hatten, die sie miteinander teilten. Ich habe mich zeitweise diskret aus dem Verkehr und in unser Zimmer gezogen, mein Chinesisch ist leider praktisch nicht existent. Mein Gehirn kann sich zwölfstellige Nummern für den Einlaß ins Haus merken, aber “Guten Morgen” in Mandarin? Und wenn ich mir das erlesen habe, kommt Qian und sagt mir,
dass das nicht die gebräuchliche Wendung ist. Oder ich verwechsele es mit kantonesisch, C’est la vie..

(Ein Blick von der Wohnung über die Stadt)

Die Tanten und Onkel wohnen nicht sehr weit entfernt auf dem Unigelände. Dort spielte sich unser “Alltag” zumeist ab. Auch, da Qian mir en wenig ihre Uni zeigen wollte. Einiges steht noch da, einiges wird neu gebaut und ganz Altes auch mal abgerissen. Da entsteht dann wieder etwas Neues.

 

(Fertig! Die frisch Graduierten beim Fotografieren)

Was an der Uni auffällt, ist viel Grün. Man kann die Strassen, die eher gepflasterte ioder geteerte Parkwege sind, entlang wandeln oder radeln oder mit dem Moped (elektrisch) fahren. Ab und an ist auch ein Auto dazwischen, das geht dann aber ganz langsam. Es gibt Teiche und es gibt Sportplätze, auf denen bis spät in den Abend unter Flutlicht Fußball oder Basketball oder Tennis gespielt wird. Am Freitagabend ist dann viel los, Student:innen sitzen und stehen zusammen, flanieren, quatschen.. nun, es wird noch mehr geben 🙂

 

(Vor der Uni im Regen, ein “Bücherausleihautomat” in der Metro)

Am ersten Abend waren wir dann zu zehnt essen. Da waren unsere Gastgeber, seine Mutter, Tante no.4 und Tante no. 6 jeweils mit Mann, und ein weiterer Cousin, der Sohn von Tante No.6. Dieses “Nummerieren” von Verwandten ist im Chinesischen üblich. Der Name wird seltener genannt, und die Bezeichnungen sind recht spezifisch. So weiß man von der Anrede, ob man mit der Großmutter mütterlicher- oder väterlicherseits, mit dem jüngeren oder älteren Cousin redet.

Wir aßen in der Uni, die auch Gaststätten hat. Wir haben zumeist in Einzelzimmern gegessen, die von Qians Verwandten oder Freunden gebucht wurden. Im Raum steht ein großer runder Tisch mit Drehkarussel (auf englisch “Lazy Susan”, keine Ahnung, wie man das am besten in deutsch nennt). Alle Essen kommen in die Mitte und dann geht es los. Es ist ein Fisch dabei, eine Ente oder Gans, Suppen mit Fischbällchen, Lotuswurzel sind gerade in der Saison, ein lokal gefangener Krebs etc. pp. Wuhan, die Hauptstadt von Hubei, hat keine eigene Küche, heißt es, stattdessen “absorbiert” es allerlei Mahlzeiten und Rezepte aus den umlegenden Provinzen.

(Ein weiterer Onkel und ein Kommilitone von Qian)

Wuhan selbst ist eine Erfindung der Neuzeit. Erst im 20.Jahrhundert wurden drei Nachbarstädte, die an der Mündung des Han Rivers in den Yangtze liegen,
zusammengefasst. Der Han River kommt von Norden, von Shanxi, die *Hauptquelle” des Yangtze liegt weit im Westen, in Tibet. Übrigens: Während wir im Westen zumeist vom Yangtse als Ganzes reden, ist lokal der Name dem unteren Teil des Flusslaufes von Nanjing vorbehalten. Im ganzen heißt der Fluss in China Chang Jiang, langer Fluss.

Zurück zu Wuhan, Heimat von ca. 19 Millionen Menschen: Wo unter anderem die Universitäten zuhause sind und wir die meiste Zeit verbrachten, ist Wuchang. Dann ist da noch Hankou mit seinem alten Hafen, in dem heute eingekauft und gefeiert wird, und Hanyang, welches wir nicht sahen, dem Vernehmen nach ist da viel Industrie zuhause. Bis 1957 musste man mit Fähren den Yangtze überqueren, eine Eisenbahn- und Straßenbrücke verbindet seitdem Wuchang und Hankou und Eisenbahnen können
seitdem direkt von nach Peking nach Guangzhou fahren. Wuchang hat einen Platz in der Geschichte des modernen Chinas dank eines Aufstandes im Jahre 1911, der zur Abdankung des letzten Kaisers der Qing-Dynastie und zur Ausrufung der Republik führten.

An einem etwas regnerischen Tag waren wir zu zweit in Wuchang unterwegs. Um 2010 wurde dort ein “Europaviertel” gebaut, mit italienischer, spanischer, deutscher etc. Gegend. Ich hoffte, dort etwas Nachtleben zu finden. So ganz überzeugend sah das nicht aus, aber immerhin haben wir eine Rockmusikschule gefunden und Schilder, die auf einen Bogenschießklub hinwiesen.

Wirkliches Nachtleben gab es am Freitagabend in Hankou. Viel Volk war auf den Straßen, es wurde flaniert, posiert und gegessen. Am Anfang ein paar Goldschmuckläden, auf deren Balkonen junge Frauen zu Popmusik tanzten, wir sahen einige hübsch “verkleidete” junge Damen – wir ließen uns einfach treiben. Für eine Weile saßen wir in einem Laden, der früher ein Postamt gewesen ist. Wir bekamen einen kleinen Beutel mit Aufschrift: Make China Great Again. Joo, muss man haben!

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Schließlich ging es nach Hause. Dieses hier ist ein zentraler Platz nahe unseres Quartiers: Oben ein großer Kreisverkehr für Autos, unten ein rundrumlaufender Tunnelgang für Fußgänger und schließlich eine Metrostation. Auf dem Weg nach Hause schauten wir oft bei den Obsthändlern auf der Straße nach und kauften Kirschen und Lychees für den Frühstückstisch.

An einem anderen Tag waren wir mit der körperlich Agilsten der fidelen Onkel-/Tantentruppe und ihrem Sohn unterwegs. Sie ist 93 Jahre alt. Ihr Ehemann gleichen Alters ist leider nicht mehr so gut unterwegs. Es war interessant zu sehen, wie bei den älteren Herrschaften der Charakter immer noch durchscheint. Der 93jährige wurde gefragt: Wie alt bist Du?, seine Antwort: 35. Als jemand auf sein wirkliches Alter hinwies, entgegnete er: “Das kann gar nicht sein. So alt wird man doch nicht!” Es war nicht einfach, ihn zum Gehen zu bewegen. Wenn es aber ums Eimkaufen ging, wollte er mit, zum Helfen. Ein anderer Onkel war Geschäftsmann. Als wir essen gingen, guckte er immer wieder auf die Rechnung, ob denn auch alles stimmte. Nicht, dass er bezahlt hätte.

Zunächst gingen wir mit besagter Tante und Cousin zum 150 Jahre alten Gude-Tempel. Ein interessanter Ort, die Gebäude sehen von der Fassade wie ein grichischer Tempel, eineMoschee oder eine Kirch aus, tatsächlich alles vertreten. Er ist aber ein buddhistischer Tempel. Das Hauptgebäude, die Yuangtong-Halle ist außen einem griechischen Tempel nachempfunden, innen einem burmesischen buddhistischen Tempel.

Danach gingen wir am Fluß spazieren. Eine endlos erscheinende Promenade, ein Park, der Blick auf den Fluss mit Schiffen und den Hochhäusern der Stadt auf der entgegen liegenden Seite. Es war heiß, Tante Nr.4 musste sich etwas ausruhen.

   

Wir gingen zum Essen. Danach machten wir uns auf in die europäisch geprägten Straßen von Hankou auf. Nach dem zweiten Opiumkrieg war auch Wuhan einer der von westlichen Mächten beherrschten Handelsorte. Heute läuft man dort spazieren oder macht Hochzeitsfotos. Die werden übrigens in China wohl zumeist vor der Heirat angefertigt.

Eine ehemalige russisch-orthodoxe Kirche war Museum geworden, die über den Teehandel zwischen China und Russland berichtete.

Wie gesagt, wir waren bei Cousine und Ehemann einquartiert, was sehr nett war. Unter anderem waren wir einen Tag mit ihnen unterwegs, Radeln am großen See von Wuhan. Wir stiegen auf einen Berg, an dessen Spitze einer Pagode war, ein Denkmal, einem Sterngucker gewidmet, und haben den Weg im Grüb und die Blicke auf den See genossen. Und, gut geraten, wir waren essen!

Alles in allem ebenfalls eine schöne Woche. Vielleicht sind wir nächstes Jahr wieder hier – wir haben ein Treffen der Mitstudent:innen von Wuhan ins Rollen gebracht, welches eventuell im September 2026 stattfindet. Wir werden sehen. Dann sicher auch wieder mit Familienbesuch.

Bis dann!

Nach Ostern

.. fuhren wir nach Osten und dann nach Norden, um uns mit Elke und Stanley zu treffen.

Ich nahm den Mittwochnachmittag frei, und gegen drei waren wir im Auto, das Hotel California hinten dran, und fuhren hinaus aus der Stadt, zunächst nach Südwest.

Im wesentlichen galt es dem M1/A1, dem Princes Highway zu folgen, der sich an oder nahe der Küste entlangschlängelt, zunächst vorwiegend westwärts, dann zur Grenze nach New South Wales und hoch gen Norden, wo schließlich Sydney liegt. Aber nicht ganz so weit, unser Ziel war Eden. Von Sydney kamen Elke und Stanley, wobei das nicht ganz stimmt, Sie kamen aus Canberra angereist, in dessen Nähe einer der Söhne wohnt.

Wir machten uns erst einmal auf den Weg nach Moe. “Moe-Steven” war leider letztes Jahr verstorben, wir besuchten seine Frau, mit der wir abends in eine Tapas-Bar gingen. Wobei nicht alles Tapas waren, es gab u.a. Hühnchen in Pyjamas, pardon, Chicken Parmigiana, und auch die Tapas hatten Kneipengröße. Chicken Parmigiana, Hühnerbrust eingehüllt in Käse und Tomatensauce, ist, wie mir die Wikipedia verrät, ein Gericht mit US-Ursprung, wo es in den 1950ern von italienischen Einwanderer:innen “erfunden” wurde. In Australien kann man das Gericht in vielen Kneipen finden, zumeist mit vielen Pommes Frites zur Seite, und ein wenig Grünzeugs.

Kati gab uns am Abend Palatschinken auf den Weg, gefüllt mit Nutella, Walnuss oder Ricotta. Diese wurden für die nächsten zwei Tage unser Frühstück.

Moe liegt im Latrobe Valley, in dem Braunkohle abgebaut wird und in Kraftwerken verheizt. Das prägt die Region, auch wenn es mit der Kohle und den Kraftwerken dem Ende entgegen geht. Hazelwood z.B. wurde bereits abgeschaltet, die anderen gerade noch am Leben erhalten, aber auch sie sind alt und nicht renovierungsfähig. Die Zukunft ist ganz klar und eindeutig erneuerbare Energieformen, auch wenn die Opposition Fieberträume von einer noch nicht existierenden Nuklearindustrie hegt. Nächstes Wochenende sind Wahlen und hoffentlich können wir diese Wotan-Wahnwitz-Fantasien dann ad acta legen.

Das Land wird flach, es gibt Gras und Kühe, wenn man nicht gar zu genau hinschaut, um die Baumarten zu erkennen, hat es ein wenig mecklenburgischen Charakter. Wir machen Mittagspause zur Brotzeit etwas abseits des Highways. Bei Lakes Entrance sehen wir das Meer noch einmal, kurz vor Halbzeit auf der Fahrt nach Eden, den 550 km im Ganzen, dann wird es hügelig und waldig. Bis Eden sind kaum noch nennenswerte Orte zu finden, selbst kleinste Ortschaften wie Cann River und Orbost erscheinen nur alle 50+ Kilometer. Die verheerenden Waldbrände vn 2019/20 sind immer noch an angekohlten Baumstämmen zu sehen, auch wenn sich der Wald im
wesentlichen davon erholt hat. Dunkles Grün umsäumt die Straße für etliche Kilometer.

Schließlich erreichen wir Eden, treffen unser Freundespaar, entfalten unser Zeltdach und essen gemeinsam Abendbrot. Stanley gibt mir sein Spezialrezept zum Hände kühlen, dunkles Toohey Old, und auch Rotwein. Auf dem Weg ins Bett sehe ich die Milchstraße über mir und höre den Ozean ans Ufer schlagen. Eden halt.

Am nächsten Tag machen wir uns auf zu einer kleinen Wanderung auf dem Bundian Way. Ein Pfad hinter der Küste, ein paar Kilometer auf den Spuren der Aborigines, die hier vermutlich für Jahrtausende wanderten. Im Sommer hinauf in die Berge, im Winter, wenn es kühler wird, an die See. Schautafeln machen uns ein wenig mit ihren Geschichten vertraut, wie auch mit der geologischen Vergangenheit der rötlich gefärbten Klippen, die sich vor 360 Millionen Jahren aus Sedimenten bildeten und fossile Zeugnisse für damalige Wälder und Fauna sind.

Zurück kletterten wir über das Ufergeröll und -gestein zurück,

dabei allerlei Schabernack und Muschelsammeln betreibend.

Über jüngere Geschichte kann man am Boyd Tower meditieren. Bei Eden steht der Boyd Tower, ein Monument, welches sich Benjamin Boyd auf der Höhe seines Reichtums  bauen ließ. Gedacht als Leuchtturm, war es ihm nicht erlaubt, diesen zu betreiben, so wurde der Turm vor allem zur Ausschau nach Walen benutzt. Die Aborigines  jagten Wale vor der Ankunft von weißen Einwanderern, diese betrieben Walfang in großem Umfang und dezimierten die Zahl der Meeressäuger.

Benjamin Boyd war der erste, der hier Blackbirding betrieb. Aus dem Südpazifik wurden dortige Ureinwohner nach Australien verschleppt, um hier unter sklavereiähnlichen Verhältnissen zu arbeiten. Ein Schiff mit 65 Insulanern kam 1847 in Eden an. Diese wussten kaum, was ihnen hier geschehen sollte. Den Kolonisten wurden auch etwas ungemütlich zumute, und es wurde beschlossen, das zu verbieten. Einige der Insulaner machten sich auf den Fußweg nach Sydney und versuchten, nach Hause zu finden. Nicht vielen gelang das. Einige fanden Arbeit, die Spuren verwischen sich hier, vom Ende ihrer Geschichte ist nicht viel bekannt.

Boyd bekam finanzielle Schwierigkeiten, und wurde schließlich bankrott und machte sich aus dem Staub. Blackbirding wurde später bis ins 20.Jahrhundert hinein vor allem in Queensland z.B. auf Zuckerplantagen betrieben.

Der Ozean ist zu schön, um bei blauem Himmel und Sonnenschein allein gelassen zu werden, auch am nächsten Tag liefen wir noch einmal auf einen Weg nahe der Küste, auf dem Pinnacles Walk.

Hier verweilten wir einige Zeit am Strand.

Am Nachmittag waren wir am Pambula River.  Die Flut drückte das Wasser in das flache Flussbett hinein, Kinder spielten hier, geschützt von den übermannshohen Wellen des Ozeans. Einst fuhren von hier Schiffe nach Sydney, beladen mit Obst und Gemüse aus den Gärten am Flusse. Die Frauen machten auf der Wanderung Fotos von verschiedenerlei Pilzen, die hier wachsen. Eine Art leuchtet im Dunkeln grün, wie Elke uns später mit einem gesammelten Exemplar zeigte. Spät am Abend bemerkten wir Wetterleuchten von irgendwo in der Ferne, wir blieben aber auch diese Nacht vom Regen verschont. Bemerkenswert, da es fast überall an der südlichen Ostküste Australiens regnete. Ist halt Eden..

Aber auch für uns ging die Zeit im Paradies dem Ende entgegen. Wir verabschiedeten uns und Qian und ich machten uns auf den Weg nach Hause. Zurück ging es wieder über die hunderte Kilometer lange “Waldstraße” des Princes Highway, in dem auch wir schließlich etwas Regen fanden, wenn auch selten stark. Im Lakes Entrance aßen wir in einem Cafe zu Mittag. am Abend erreichten wir das Südende der Stadt. Wir beschlossen, ein afghanisches Restaurant zu besuchen, eine weitere Gaststätte auf unsere Stadtreise “In 80 Küchen um die Welt”. Das Essen schmeckte und das Restaurant sah stattlich aus. Die Bilder an der Wand, das berühmte Schulmädchen und die Buddhastatuen im Felsen, die von den Taliban zerstört wurden, waren ein Anzeichen dafür, dass der Betreiber auf die heutigen Machthaber in Kabul nicht sehr gut zu sprechen ist.

Für uns war es ein schönes Ende unseres verlängerten Wochenendes.

Fußballfieber und ein toller Film: Head South aus Neuseeland

Wieder einmal ist eine Woche vorbei. Wenn ich mal von hinten anfange, dann war ich zum Fußball mal nicht im Stadion, sondern im Young & Jackson Pub gegenüber der Flinders Street Station. Ich kam zum Ende eines Spieles der Bulldogs in Ballarat, welches lange auf der Kippe stand, bis sie im letzten Viertel deutlich in Führung gingen und schließlich gewannen. So konnte mein Freund Peter, ein Fan der Doggies, das nächste Spiel etwas gelassener anschauen. Die Saints mussten keine Hilfestellung mehr geben, die Bulldogs hatten es ins Finale geschafft.

Die Carlton-Supporter hingegen waren unter Stress. Das Spiel im Docklandsstadion war durch sie gut besetzt, wir hatten beschlossen, es in der Kneipe zu schauen. Auch hier waren St.Kilda-Fans deutlich in der Unterzahl. St.Kilda machte es Carlton nicht leicht und waren fast das ganze Spiel in Führung, auch wenn es für sie um nichts mehr ging – sie waren zu viele Punkte von den ersten acht Teams, die Finals spielen werden, entfernt.

Wohl etwa fünf Minuten vor dem Ende war es soweit, Carlton hatte gedrückt und gedrückt und ging in Führung. Diese hielten sie bis.. tja, 12 Sekunden vor Schluss. St.Kilda schoss das entscheidende Tor. Bedrückt gingen die Carlton-Fans nach Hause. Sie waren vorher so sicher gewesen, dass sie in den Finals erscheinen werden.

Sie sollten später Erleichterung erfahren – Freo, die Rivalen aus Westaustralien, verloren ihr letztes Spiel, und Carlton blieb Achter.

Hier geht es zu den letzten zwei Minuten “im Fernsehen”: http://youtu.be/XurzcE11_t0

Nun ist erst einmal eine Woche kein Fußball, bis in 14 Tagen die Finalspiele beginnen. Für St.Kilda ist die Saison zu Ende. Schade, sie haben sechs der letzten acht Spiele gewonnen. Ich kann mich entspannen. Ich werde wohl mit Peter zum ersten und hoffentlich nicht letzten Finalspiel ins MCG, den Melbourne Football Ground gehen.

Vor dem Spiel hatte ich ein wenig Zeit und habe mich in der Innenstadt in den kleinen Gassen, wie der AC/DC Lane, umgesehen, in der es Graffiti gibt, die etwas über unsere Stadt sagen. Malcolm Young von AC/DC, Julian Assange, Fußballerinnen, Indier und ihre Begeisterung über Cricket finden an den Wänden ihren Ausdruck.

Auf dem Nachhauseweg vom Footy wurde ich von einem Gewitter eingeholt und kam so nass nach Hause. Es wird langsam Frühling, der aber unbeständig ist. Sonnenschein, Regen, Blitz und Donner und Regenbogen – alles ist möglich.

So erschien mir die Melbourner “Berlinale”, die Filmfestspiele, doch schon etwas spät. Es war nicht mehr ganz so winterlich. Ich ging in den Film Head South, einen Film über Punkmusik in Neuseeland. Das war, was ich wusste, bevor ich in den Film ging.

Was für ein Film!, dachte ich, als ich nach der Frage/Antwort-Runde nach Hause ging.

Der Regisseur Jonathan Ogilvie nannte es einen “kleinen Film”. Ich denke, genau das machte diesen Film so gut. Es war kein Film über die Sex Pistols, die Clash oder The Undertones. Es spielte nicht in London, auch nicht in New York, LA oder Berlin. Es war ein semi-autobiographischer Film, in dem die Punkszene von Christchurch, Neuseelands “zweiter Stadt”, der größten Stadt der Südinsel, eine Rolle spielt. Es war ein Film über junge Leute, die ihren Weg suchten und cool sein wollten, ohne es wirklich zu sein.

Aber genau das machte sie cool: Nicht der Hang zur Perfektion, sondern irgendetwas tun. Und wenn’s nur ist, um es “den Anderen” zu zegen oder ein Mädel oder halt ‘nen Jungen ins Bett zu kriegen. Auch wenn man sich vielleicht doch davon macht, wenn sich herausstellt, dass da jenseits der schönen Beine nicht alles zum besten steht.

Ed Oxenbould, der Angus spielt, hat für den Film vier Akkorde gelernt. Für Punk braucht man bekanntlich nur drei, er war also absolut überqualifiziert, wie der Regisseur bemerkte. Was der junge Mann aus Brisbane auch lernte, war Kiwisprech, den Akzent der Neuseeländer. Als “spätlernender Aussie” fiel mir das gar nicht so auf.

Ich konnte in diesem Film so manche Parallele zu meiner Jugend erkennen – und das wird wohl vielen so gehen, egal wo sie aufwuchsen. Jugend und die Suche nach einem Weg, der nicht unbedingt der gradlinigste ist – das findet sich überall.

Trotzdem bestach der Film auch durch das “strikt lokale”. Für den Zweidekaden-Melbourner war das die kleinen Häuser, teils aus Holz, die Gassen, die Schuluniform und anderes “universal downunder”, für den Kiwi oder jemenden, der in Christchurch aufgewachsen ist, gab der Film sicher noch mehr Lokales daher.
Hier mehr über den Film: https://www.nzonscreen.com/title/head-south-2024/overview

Soweit für heute!

April, April

Hallo aus Melbourne!

Ich bin überrascht, der April verging schnell! Ich gehe durch meine Notiz- und Bildersammlung und klaue auch ein paar Zeilen aus einem kürzlich geschriebenen Brief (noch mal liebe Grüsse, Jens!), um mich selbst an diesen schnell vergangenen Monat zu erinnern.

Hier ist Herbst. Der zumeist schön ist. So auch heute. Die
Sonne scheint. Die bunten Blätter strahlen in grün, gelb, orange, rot. Herbst halt. Die Ureinwohner nennen es die Zeit,
in der Regen and Wind aufgehört haben. Eine der sechs zumeist schönen Jahreszeiten in Melbourne.

Qian und ich haben ein langes Wochenende teilweise in Echuca verbracht. Zweihundert und ein bisschen Kilometer nördlich von Melbourne, ist der mighty Murray River die Grenze zu New South Wales. Keine Wale, und auch sonst ist der größte Fluss nicht so wahnsinnig imposant, auch wenn er und seine Zuflüsse für den Osten des Landes sehr wichtig sind. Derzeit ist nicht viel Wasser drin, und es hat nicht einmal Warnowbreite. Nebel vielleicht, in braun.

Wir waren mit dem Hotel California unterwegs, unserem kleinen Zeltanhänger. Gemessen an den Ungetümen, die heute durch das Land ziehen, ein Winzling.

Auf dem Zeltplatz, ein von den Einheimischen freigegebener Ort ohne weitere Einrichtungen, wenn man von Wasserhähnen absieht, trafen wir grey nomades, Rentner, die in Wohnwagen durch das Land ziehen und oft wohnen. Einige Geschichten sind ganz interessant. Ray aus Westaustralien, der beruflich viel herumgekommen ist, und seine Frau Jenny, die am Tag unserer Abreise ihren 70. Geburtstag feierte. Westaustralien nimmt ca. 40 Prozent des Kontinents ein. Die Hauptstadt Perth mit seinen inzwischen 2,5 Millionen Einwohnern ist zwei Zeitzonenstunden von uns entfernt, so wie Moskau.
Glücklicherweise geht es dazwischen aber friedlich zu. Das ist doch schon was. Nicht, dass hier alles paletti ist. Aber immerhin fehlt dem gemeinen Aussie der Hang zum Fanatismus. Es gibt keinerlei Meinungsunterschied, der nicht beim Grillen dezent zur Seite gelegt werden kann. Das finde ich immer noch ungemein entspannend.

So kann ich mich hier neben der Frustration mit der Großen Politik den kleinen Dingen des Lebens widmen. Dazu gehört das Konzertleben. Vor gut einer Woche habe ich Kid Congo Powers gesehen, der über Nick Cave and The Bad Seeds mit Australien verbandelt ist. Er hat mit ihnen bis irgendwann in den Neunzigern gespielt, u.a. das Album The God Son. Auch habe ich ihn vor langer Zeit auf einem Album mit der deutschen Band Die Haut gefunden, welches den schönen Titel Headless Woman in Topless Bar trug.

Dieses Mal war Kid Congo mit seinem Bad Seeds-Mitgefährten Mick Harvey auf der Bühne. Kid Congo in rosa Umhang, Mick Harvey dezenter dahinter am Bass. Er kann ja alles spielen, außer vielleicht Hauptperson auf der Bühne. Er, so scheint mir, spielt lieber im Hintergrund, ob life, ob im Studio, Gitarre, Bass, Schlagzeug, Komponist, Produzent. Zur rechten spielte ein Hüne unspektulär, aber gut Gitarre. Hinten saß ein Schlagzeuger in einem Aufzug, als wenn er aus einem Tarantino-Film entsprungen wäre.

Kid Conco war der Blickfang und Unterhalter. Ich kenne wenige seiner eigenen Lieder. Das ist nicht unbedingt schlecht. Ich kann so jeden Song als Neuheit einfangen und brauche keine alten Kamellen einzufordern. Als Vorband und zur Zugabe war der Aussie Kim Salmon auf der Buehne, in stylisch braunem Anzug. Am Ende fing ein 50 Hertz-Brummen an. Die Veteranen der Buehnenzunft umzingelten den Monitor und beschlossen per Kopfnicken abzuschalten. Kurz danach war dann alles vorbei.

Wir sind übrigens auf unserem Heimweg aus Echuca durch Rochester gekommen, einer durch 150 Jahre alte Hotels und große Weizensilos gezeichnete Kleinstadt, aus der Mick Harvey stammt. 2018 hat ein Melbourner Künstler, Jimmy Dvate (https://jimmydvate.com), dort die Silos bemalt, Squirrel Glider, Azure Kingfisher und Platypus. In der Bäckerei hing ein Foto von 2011. Damals trat der Campasce, ein Nebenfluss des Murray, über die Ufer und überschwemmte die Hauptstraße der Kleinstadt. Die Bäckerei hat wohl damals Glück gehabt. Die Türschwelle war gerade noch hoch genug.

Echuca am Murray liegt an der Grenze der zwei Bundesstaaten Victoria und New South Wales, bis 1901 unterschiedliche Kolonien. Deshalb gibt es dort Zollhaus und Banken. Das Commonwealth of Australia wurde 1901 mit der Motivation gegründet, diese Zölle und andere Hindernisse zwischen den Landesteilen abzuschaffen. Unsere Verfassung liest sich ziemlich prosaisch wie die Geschäftsordnung. Von Grundrechten und ähnlichem ist da nicht viel zu finden.

  

Der Grund des langen Wochenendes war der ANZAC Day. An dem gedenken die Aussies der Landung von Gallipoli in der heutigen Türkei, im Jahre 1915 von englischen Offizieren für Vaterland und Krone verheizt. Es ist nicht supermilitant, eher ein stilles Gedenken an junge Menschen, die in Kriegen ums Leben gekommen sind. Natürlich stellt sich trotzdem die Frage, warum sie da waren.

Wie auch immer, es ist ein freier Tag. Eine Band spielt am Wochenende im Shamrock Hotel, wir gucken Footy – St.Kilda spielt nicht schlecht, verliert aber trotzdem, ich bin via Signal im Kommentaraustausch mit Sarah, die derzeit bei ihrer Großmutti in Berlin weilt – und wir kommen mit einer aus den Niederlanden eingewanderten Frau ins Gespräch. Von hier aus bin ich weniger Deutscher, mehr Europäer. Wir kommen über alte und geplante Urlaube in Prag und Budapest ins Gespräch. Qian hatte einen in Taiwan gekauften Reiseführer über diese Städte, in chinesisch geschrieben, auf dem Tisch.

Bei mir war es “the naturalist of Amsterdam” von Melissa Ashley. Das ist ein Roman, der um 1700 spielt und sich mit den niederländischen Kolonien und speziell Surinam befasst, und dem Entstehen von Büchern, die die Natur der Neuen Welt, die damals für Europäer entdeckt wurde, beschreiben. Es geht im das Leben unabhängiger Frauen, vorallem das von Maria Sibylla Merian, die sich auf Schmetterlinge spezialisiert hatte und diese studierte, derer Metamorphosen und derer Habitat, und darüber Bücher schrieb und illustrierte, so naturgetreu wie möglich. Ein recht interessantes Buch, gibt es der Zeit etwas Flair, welcher mich etwas an Beschreibungen über das viktorianische Zeitalter in England erinnert, gut hundert Jahre später.

Am Anfang des April besuchten wir die Triennale im NGV, der Nationalgalerie von Victoria. Es war das letzte Wochenende dieser Ausstellung und ich wollte sie nicht ganz verpassen. Der Andrang war gross, nicht nur mir ging es so. Nächsten Tag berichtete ein befreundeter Bogenschütze, dass er auch dort war. Bei dem Gemenge war es aber wirklich kein Wunder, dass wir uns nicht gesehen hatten.

Am Eingang, hinter dem Fensterbogen, an dem Wasser hinunterläuft, der immer wieder Kinder zum Spielen einlädt, war ein feuriges Spektakel aufgebaut. eine riesige Frauenfigur, in ihr Handy versunken, stand in der Eingangshalle. Es gab einen Raum, dessen Wände mit Papier behängt waren. In der Mitte saßen die Besucher:innen und beschrieben und bemalten weiße Blätter und fügten sie den Wänden hinzu. Es gab einen leuchtenden Teppichboden. Es gab… viel zu sehen.

Die Ausstellungsstücke der Triennale waren in die Dauerausstellung integriert. Ich fand das sehr gelungen. So konnte man die ‘frischen” Stücke bewundern und blieb doch ab und an an altbekannten Ausstellungsstücken ‘hängen’, wie z.B. einem Gemälde von Pizarro, einen Boulevard in Montparnasse zeigend, oder vom Australier Tom Roberts, der 1886 seine Mitreisenden auf der Fahrt nach Süden malte.

Als erstes beeindruckte mich eine Videoinstallation eines US-Amerikaners, Sky Hopinka. Es beschäftigt sich mit dem Verschwinden der Welt, die seine Vorfahren, amerikanische Ureinwohner:innen, vorgefunden hatten.

Eine Taiwanesin, Joyce Ho, reflektierte in ihrem Videorahmen den Alltag und den Raum, in dem dieser stattfindet.

Die Australierin Jessica Murtagh erschuf “klassische” Vasen, in denen nicht griechische Gottheiten, sondern unser Pandemie-Alltag abgebildet ist, den Kampf ums Toilettenpapier und das Anstellen bei Centrelink, dem Sozialamt.

Mich beeindruckte ein grosses Ölgemaelde der Amerikanerin Lucy Bull als auch eine Sphinx, die sich mit kultureller Aneignung beschäftigt. Wahrscheinlich waren es niederländische Kolonisten, die indonesische Batik nach Afrika brachten, es ist nicht “klassisch afrikanisch”, auch wenn Batik weite Verbreitung auf dem Kontinent gefunden hat.

Die Australierin Ashley Jameson Eriksmoen “rekonstruiert” einen Baum aus Abfall. “Tee with yot-a!” heißt “Viele Cockatoos!” und ist ein Versuch von Keith Wikmunea, einem Australier mit First Nations Background, visuell Wissen über das Land weiterzugeben. Eine Süßwasserlagune im Norden des Landes, wo er her kommt (gut 3000km von hier) weitet sich während der Regenzeit soweit aus, dass sie sich mit dem Salzwasser des benachbarten Meeres verbindet. Es ist die Zeit der Cockatoos.

Alles in allem ein schöner Besuch. Ich glaube, dieser junge Besucher denkt das auch.

Ostern

Das warme Osterwochenende geht mit Gewitter und viel Regen (über Nacht sollen 50mm fallen) zu Ende. Wir hatten bis zu 30 Grad.

Am Freitag waren wir mit Familie und Gästen zum Good Friday Fun Shooting. Nach dem Schuss wurde die Zählmethode bekanntgegeben: Nur links oben zählt oder eine 1 wird 10 und umgekehrt. War lustig, wir waren kostümiert, und es kamen $4800 für den Good Friday Appeal zusammen, der dem Kinderkrankenhaus zugute kommt. Davon werden kindergerechte Verbesserungen, Spielzeuge etc. bezahlt, manches auch an regionale Krankenhäuser weiterverteilt.

Abends beim Grillen bemerkte eine Runde Sydneysider, die hierher kamen, teils hier leben, wie erstaunt sie sind, wie Community in funktioniert. “Wie auf dem Lande” bemerkte einer.

Ich kann das nachvollziehen. Von der Zugehörigkeit zu Footy Clubs, Radiosender, Kommunalgalerien, kommunalem Gärtnern etc. pp. sind viele lokal eingebunden, und eigentlich alle von den Institutionen unterstützen auf die ein oder andere Art gemeinnützige Zwecke und Bedürftige.

Die Saints haben am Samstag leider nicht gewonnen. Das Gefühl hatte ich vom ersten Viertel an. Wenn man dominiert, aber daraus nichts macht, statt Toren (6 Punkte) nur Behinds (1 Punkt) schießt.. das rächt sich, wenn die Kraft am Ende nachlässt. Knapp 6 Minuten vor dem Spielende war es soweit: Essendon übernahm die Führung und die Saints verloren mit 5 Punkten.

Ich wollte ins Stadion, das war aber war ausverkauft. Ich hatte den Samstagnachmittag “frei”, das Wochenende war für meine Studienfreundin Elke und ihren Mann reserviert – die am Samstag anderweitig beschäftigt waren.

Heute machten sich beide auf den Heimweg nach Sydney und unser australisches Studienjahrestreffen ging zu Ende. Hier die vollständige Runde:

Und hier ein paar Fotos von unserem Rundgang durch den Botanischen Garten – die Frauen benannten die Pflanzen, den Männern genügt es, dass es irgendwie grün ist.

Das Ende eines Sommers?

Noch nicht ganz. Zu Ostern soll es über 30 Grad werden. Aber so langsam geht es dem Herbst entgegen. Wir hatten auch schon kühle Tage, mit 15 Grad am Morgen im Haus. Kurz davor waren es stattdessen 38.

Bei solchem Wetter geht es natürlich am besten an den Strand, vorallem, wenn man ihn praktisch vor der Haustür hat. Am Nachmittag und Abend sieht es dann so aus:

am Morgen hat man den Strand fast für sich allein.

Nun, wo es etwas kühler ist, ziehen wir uns abends schon ein wenig mehr an, wenn wir im Garten grillen. Wir hatten gestern den “Meatsmith” von St.Kilda besucht, davon landete etwas schon Mariniertes auf dem Rost, dazu ein wenig Gemüse aus dem eigenen Garten – Qians Werk.

Sie hat noch einiges mehr geschaffen, so wie eine seltsame Gurkensorte angebaut, die Stacheln hat:

Nicht sehr praktisch finde ich, schmecken tut sie aber doch. Eines Abends, als ich kochte, hatte ich von der Zitrone aus dem Garten noch Schale übrig, daraus wurde ein Zitronenkuchen für  das Wochenende.

Wir waren aber nicht nur zuhause. Diese Woche z.B. waren wir beim Musical. Tim Minchin hat die Musik für Groundhog Day geschrieben, welches nun in Melbourne gezeigt wurde.

Dieser Vorhang begrüßte uns im Princess Theatre gegen über des Parlaments. Er wurde hochgezogen, und Andy Karl, der Phil Connors des Stücks, wurde durch den Radiowecker aus dem Schlaf gerissen und begann seinen Groundhog Day in Punxsutawney, schlechtgelaunt und sich nicht besonders gut benehmend. Der Amerikaner, der schon am Broadway den Wettermann verkörperte, spielte und sang die zwei Stunden an der Seite der Australierin Elise Mccann aus Wodonga.

Hier Andy Karl mit seiner Bühnenpartnerin Barret Doss von der Broadway-Aufführung: https://youtu.be/FAaa0xRBKUw

Weil ich gerade bei der Musik bin – ich war zum Konzert bei Todd Rundgren im Corner Hotel und kam mit einem T-Shirt zurück. Mal nicht in schwarz, sondern gelb! Aber auch, weil mir das Konzert gefallen hat. Begleitet haben ihn australische Musiker um You Am I’s Davey Lane. Das wird ihm sicher ein wenig die Tourneekosten gesenkt haben. Lane stand aber schon 2018 mit Rundgren auf der Bühne – die Band war wirklich eingespielt und der Sound gut.

Hier ein etwas jüngeres Werk von Todd Rundgren, welches in meinem Ohr hängengeblieben ist: https://youtu.be/ty9oS6d0FKE Hübsches Video, oder?

Natürlich findet Musik in Melbourne auch auf der Straße statt. Hier ein Schnappschuss von der Swanston Street in der Innenstadt, eine junge Frau, die hörenswert sang und Gitarre spielte.

Nahebei das Cafe, welches vor der Pandemie 24 Stunden, danach nur noch bis elf offen hatte. Nun ist es zu.. es wird mir fehlen.

Mit Qian war ich anlässlich ihres Geburtstages auf der Mornington Peninsula. Ganz nobel bei Cape Schanck. Hier ein paar Bilder davon, inklusive Foodporn:

Am anderen Ende der Preisskala, die Übernachtung betreffend, war meine Wanderung mit Edgar im Tara Bulga National Park. Während die Stadt bei fast 40 Grad schwitzte, wanderten wir bei lauschigen 27 Grad durch den Busch, unter drei, vier Meter hohen Farnbäumen und Mountain Ashes. Ich erinnere mich an ein Schild, was von 75 Meter Höhe sprach. Majestätisch!

 

Übernachtet haben wir im Zelt. Das heißt, ich habe nur das “Moskitonetz” aufgestellt und auf das Überzelt verzichtet. So konnte ich vom Schlafsack aus die Milchstraße bestaunen.

Die langen eleganten, die kommen vom Elefanten.. Natürlich gibt es keine davon im Jurassic Park von Victoria, dem temperierten Regenwald, auch keine Dinos. Dafür haben wir Wallabies hüpfen sehen als auch einen Lyrebird, den elusiven pfauengroßen Vogel, der allerlei Stimmen imitieren kann. Edgar lag gerade mit geschlossenen Augen auf seinem Rucksack, als wir Pause machten, als der Vogel mit seinem hübschen langen Schwanz angerauscht kam. Als ich Edgar auf ihn aufmerksam machte, verschwand der Vogel im Gebüsch. Edgar hat es mir nicht geglaubt.

Zum Abschluss ein “Familienfoto” mit einem befreundeten Paar, welches wir vor kurzem besuchten. Noch mal mit Foodporn 😉 Soweit für heute.

Tschüß, bis demnächst!

Das Hotel California auf Busch- und Ozeantour

On a dark desert highway
Cool wind in my hair
Warm smell of colitas
Rising up through the air
Up ahead in the distance
I saw a shimmering light
My head grew heavy and my sight grew dim
I had to stop for the night

Als ich vor kurzem diese Zeilen hörte, fiel mir auf, wie unüblich diese Art des Reisens geworden ist. Einen Tag einfach unterwegs sein, bis es Abend wird, und sich dann nach einem Schlafplatz umsehen?

Genau das haben Xavier und ich gemacht, auf dem Weg in das benachbarte Bundesland New South Wales. Wobei man dazu die Größe Australiens einbeziehen muss. Die Entfernungen sind beträchtlich, durchaus den USA vergleichbar. Dabei blieben wir immer noch auf dem Südrand des Kontinents.

Den Anfang machten wir allerdings zu viert. Ein “Wild Bunch” von Männern, die sich in Melbourne seit zwanzig Jahren kennen. Edgar hatte gar T-Shirts gemacht, die am Abend in der Kneipe sowie beim morgendlichen Bushwalk für Aufmerksamkeit sorgen, als wir alle diese T-shirts trugen. Der Name geht auf unsere Kommunikationsgruppe zurück, die wir während der Pandemie etabliert hatten. Irgendeinen Namen muss man dem ja geben. So, Wild Bunch it was.

Am Freitagabend ging es nach Rye auf der Mornington Peninsula, der Halbinsel am südöstlichen Zipfel der Stadt Melbourne. Auf einer Seite liegt die nur windwellenplätschernde Bucht Port Phillips Bay, auf der Südeseite hingegen der mächtig gewaltige Südliche Ozean. Davon später mehr. Unser Zeltplatz in Rye war direkt am Strand zur Bucht, die morgens in der sommerlichen Sonne sanft glänzend vor uns lag, als wir in sie hineinglitten, um den schweren Kopf vom Vorabend wieder klar zu bekommen. Der Abend war feucht und gesellig gewesen. U.a. redeten wir mit einer Gruppe jüngerer Menschen.. Eine Kanadierin hat ihre nach Australien verheiratete Freundin besucht. Der Anlass war ein Konzert von Taylor Swift. Diese hatte dreimal das MCG ausverkauft, fast 300 000 Menschen haben sie gesehen. Warum, kann ich nicht sagen. Ich gehöre aber auch nicht in ihre Zielgruppe.. warum der etwa gleichaltrige Prime Minister von Australien als Swiftie ausgibt.. nun ja.

Nach einem zu viert veranstalteten Waldspaziergang bei Cape Schanck machten Xavier und ich uns auf den Weg gen Osten. Wir hatten unser Hotel California dabei – den Anhänger mit Zelt. Damit konnten wir am Ende des ersten Abends im waldigen Gippsland bei den Tara Falls übernachten. Statt Champagner gab es Malzbier, und frisches Brot aus St.Kilda hatten wir auch dabei. Eigentlich waren wir auf einer sich durch den Wald schlängelnden Straße auf dem Weg zu einem Zeltplatz. Die Tara Falls waren aber schon von allen Tourist:innen verlassen worden, die Straße war still. Da konnten wir auch am Straßenrand übernachten.

Am Morgen machten wir uns auf der Schlängelstraße heraus nach Süden an die Küste. Die Straße war teilweise so eng, dass ich hupte, um – nie kommenden – Gegenverkehr zu warnen, bevor es langsam um die Kurve ging. In Yarram gab es Frühstück und in Bairnsdale zeigte ich Xavier eine Kirche, die von einem italienischen Einwanderer aufs prächtigste bemalt wurde.

Tank girl ist auch hungrig.

In Lake Entrance sprangen wir in die mannshohen Wellen des Ozeans. Schwimmen kann man das nicht nennen. Mir flößt der Ozean mit seinen Wellen und Strömungen immer wieder Ehrfurcht ein.

Xavier hatte den Tip Cape Conran zum Übernachten bekommen. Wir kamen rechtzeitig im benachbarten Marlo ein, hatten ein Bier und Abendmahl im Hotel Marlo und ließen uns auf die Empfehlung des Gastwirtes ein, im Ocean View Caravan Park zu übernachten. Diesen Abend also nicht kostenlos und mit Dusche etc. Der Himmel hatte sich leider zugezogen, so dass es mit der Sternenpracht nichts wurde. Am Abend zuvor hatte ich davon einiges ahnen können, die Bäume ließen aber nur einen Ausschnitt des Sternenzeltes sehen.

Schließlich, mit einem Stop in Eden, um noch ein Mal mit dem nun Pazifischen oder Stillen Ozean zu reden… von wegen still, gelangten wir nach Moruya, wo eine alte Freundin von Xavier wohnt. Es war sehr schön, bei ihr zu sein. Am ersten Abend war ihre Schwester mit uns im Pub, am zweiten musste das geplante BBQ, Grillen, mit der benachbarten Familie ausfallen, weil im Nachbarhaus ihr Bruder mt Covid niedergekommen war. Tja, das gibt es eben immer noch. Zu dritt waren wir am Tag noch in sanfteren Wassern schwimmen. Um Moruya herum gibt es Ozean, Flussmündung und Seen. Ein Paradies für den Badefreudigen – für mich z.B.

Schließlich wurde es zeit für den Heimweg, und den in einem Tag für die ca. 800km. Das war schon ein Stückchen. Trotzdem fanden wir ein wenig Zeit, uns unterwegs umzuschauen, z. B. Rochen im Wasser und Pelikane auf dem Wasser zu bestaunen. Die Rochen gehören für mich zu den fantastischsten Wesen, wie sie wie Unterwasserflugzeuge gemächlich durch das Wasser gleiten.

Wir sahen den Sonnenuntergang in den südöstlichen Vororten, bevor wir im Dunkeln nach St.Kilda zuhause einrollten.

Schön war’s!

Taiwan – Urlaub auf der Insel – Teil 1

Buchstabensuppe

Da sitze ich nun in Tainan, was im Süden liegt, wie “nan” verrät – im Gegensatz zu Taipeh, welches im Norden ist – “peh”, gesprochen eher wie das “bei” von Beijing, der nördlichen Hauptstadt Chinas.

Wenn wir aus dem Westen chinesische Wörter in Mandarin lesen, dann meist umschrieben in Pinyin, welches die Laute der Sprache in unser Alphabet übersetzt.  Dieses Pinyin wird auch in China benutzt, um chinesich in Telefone zu tippen.

In Taiwan wird hingegen eine andere Romanisierung der Sprache benutzt, Wade-Giles. Daher sehen die Stadtnamen z.B. oft anders aus als wir sie nach der Aussprache erwarten würden. Kaoshiung z.B. wird in Pinyin Gāoxióng.

Taiwanesen benutzen aber weder Pinyin noch Wade-Giles, sonder ein chinesisches phonetisches Alphabet, Bopomofo. Es wird hier in der Grundschule gelehrt. Es wurde 1912, nach dem Ende der letzten kaiserlichen Dynastie, in China eingeführt, und basiert auf einer Art Steno-Alphabet. Selbst wenn es phonetisch ist, es sieht mehr chinesisch als westlich aus.

Ankunft

Den Flug nach Taipeh hinter uns gebracht, mit Zwischenlandung in Manila. Wie üblich, hat es vier Stunden gebraucht, bis wir Australien überquert hatten. So groß ist unser kontinentgroßes Land. Beeindruckend, finde ich immer wieder. Es hat übrigens auch so ziemlich die Größe von China. Dort wohnen etwa 1,5 Milliarden Menschen, bei uns 25 Millionen. Allerdings haben wir keinen Gelben Fluß, keinen Yangtse, kein Perlenfluß. Australien hat WWW: wesentlich weniger Wasser.

Taiwan beherbergt 23 Millionen Menschen, also etwa die Einwohnerzahl Australiens, auf einer Insel, die mit gut 36 000 Quadratkilometern recht klein ist.

Nach der Landung geht es zunächst nach Taoyuan, einer Millionenstadt im Umland von Taipeh.

Durch einen Buchladen gebummelt. Sieht doch ein wenig anders aus als bei uns. Weniger Aufmachung, viele viele Paperbacks.

In der Ecke mit Liebesromanen waren auch schwule Paare auf den Umschlägen zu sehen, mit zärtlichem Blick oder sanften Berührungen.

Es ist Zeit fürs Hotel, am Morgen geht es nach Taipeh “proper”.

Umzug nach Taipeh

Wir schlafen die nächsten Tage ganz nahe am Hauptbahnhof.

Der Bahnhof ist riesig, finde ich, und vieles unter der Erde. Er ist S-Bahnhof, Fernbahnhof, Bahnhof für Hochgeschwindigkeitszüge. Es hat ganze Shoppingmalls. “Hier war ich schon!” , heißt noch lange nicht, ich weiß, wo ich bin.

Unser Hotel haben wir gut gewählt: Zwischen Love Hotel, einem Stundenhotel im 3.Stock, und Hope Hotel im 5., welches seit der Pandemie dicht ist, sind wir im 4.Stock.

Die 4 bringt im Chinesischen Unglück, da das Wort sì, 4, so ähnlich wie Tod, sǐ, klingt. Die beiden Worte unterscheiden sich nur in der Betonung.

In dem Hotel, in dem wir vorher waren, gab es keinen 4.Stock.

Erstes Frühstück in Taipeh: Cappuccino und Zimtschnecke, dann weiter zum proppenvollen Laden mit typisch chinesischen Frühstück in Taipeh: frittierte Gebäckstange, gedämpfte Dumplings mit Schweinefleisch, gesüßte Sojamilch und seidener Tofu mit Ingwersauce und Nüssen. Die Tische simples Metall. Die Arbeit ist hart und der Lohn sicher nicht fantastisch. Der Mindestlohn ist etwas über 26000 Taiwan-Dollar, über 800 Euro pro Monat. Ob den wohl alle kriegen? Wie weit mag man damit kommen?

Der Verkehr wird bei jeder grünen Ampel von einem Schwarm Motorrollern angeführt.

Es ist Winter, 14 Grad und kühl und kurz nach fünf ist es dunkel. Sollte hier Weihnachtsgefühl aufkommen?

So etwas wie Weihnachtsmarkt, aber jeden Tag, sind die Night Markets, Nachtmärkte in den Gassen der Stadt. Ananas, Kastanien, kandierte Erdbeeren , wie unsere Weihnachtsäpfel, Schnecken am Spieß, herzhafte Pfannkuchen mit Muscheln, Bratwürste, gefüllte Rinderrouladen… In den bunt geschmückten Gassen gibt es auch was zum Spielen und Kleider und…aber Essen ist Trumpf. Snack til you drop. Vor allem die jüngere Bevölkerung ist in Scharen auf den Beinen.

Wir finden ein Poster: Müll auf die Straße zu schmeißen wird mit einer Strafe von 6000 Dollar (200 Euro) belegt.

Taipeh ist sehr sauber, man sieht kaum einen Fetzen Papier auf der Straße.

Später finden wir den Geruch.. oder Gestank von fermentiertem Tofu. 10 Shops weiter fanden wir den in Öl gebratenen Tofu. Der Geschmack ist ok, bleibt lange auf der Zunge.

Ein wenig Geschichte – von Ureinwohnern, europäischen, chinesischen und japanischen Kolonisten

Im japanischen Restaurant Misosuppe geschlürft und Unagi Zousui Teishoku, Reis mit Aal, und andere Essen geteilt, dazu Yuzu Tea, gesüßter heißer Saft einer japanische Zitrusfrucht, einer heißen Zitrone ähnlich, getrunken.

Mit dem Schnellzug nach Süden gefahren. Diesen gibt es seit knapp zwanzig Jahren. Im Gegensatz zum sonstigen Eisenbahnnetzwerk wurde es von einer Privatfirma gebaut und wird von solcher betrieben. Die Technologie basiert auf dem japanischen Shinkansen.

Auch findet sich japanisch inspirierte Architektur in den Städten von Taiwan.

In Tainan haben wir einen Ausflug ins Nationale Museum für Taiwanesische Geschichte unternommen. Etwas außerhalb der Stadt war es auch etwas ruhiger, an einem Lotussee gelegen, konnten wir auch ein wenig Natur und Vogelwelt bewundern.

In dem Museum ging es chronologisch durch die Jahrtausende. Lange bevor Chinesen nach Taiwan kamen, besiedelten andere Menschen das Land und fingen an, nicht nur as Sammler und Jäger durch die Insel zu streichen, sondern auch Hütten und Siedlungen zu bauen.

Diese Menschen gelten als Austronesier als Vorfahren vieler Völker, die wahrscheinlich von Taiwan aus mit Booten viele pazifische Inseln besiedelt haben, seit etwa 1500-1000 v.u.Z.

Im späten 16.Jahrhundert geriet Taiwan in die Blickweite chinesischer als auch japanischer Expeditionen. Es war aber auch das Zeitalter der Weltumseglungen aus Europa. Damit wuchs das Interesse an Taiwan, war es doch unweit der sogenannten Gewürzinseln, Japans und China. Zunächst setzten sich die Spanier (seit 1626) hier fest, wurden kurz danach von den Niederländern vertrieben. Die Holländische Ostindien-Kompanie war vorallem am Handel interessiert.

Han-Chinesen aus dem Festland begannen im 17.Jahrhundert, in Taiwan zu siedeln. Während einer Zeit des Umbruchs in China etablierte Zheng Chenggong, uns eher unter dem von den Holländern überlieferten Namen Koxinga bekannt, ein mit der Ming-Dynasty verbandeltes Königreich von Tungning, welches “ein Bein” in Fujien, auf dem chinesischen Festland, mit dem Zentrum der Stadt Xiamen, und ein zweites auf Taiwan hatte. Zunächst betrieben die chniesischen Neuankömmling Handel nach China parallel mit den Niederländern, kamen aber dann doch mit den Europäern ins Gehege und vertrieben sie schließlich.

Währendessen hatte sich in China die Qing-Dynastie etabliert. Sie verbot den Seehandel, um dem von Koxingas Sohn, Zheng Jing, geführten Königreich auf Taiwan  seiner wirtschaftlichen Grundlage zu berauben. Schließlich, im Jahre 1683, fiel das Königreich an die Qing-Dynastie.

Die Qing-Dynastie war an Taiwan nur mäßig interessiert. Sie sah Taiwans Wert vorallem in seiner Position. Durch die Kontrolle Taiwans wollten sie anderen Mächten und Seepiraterie an der Küste von Fujien vorbeugen. Die Einwanderung von Han-Chinesen war oft strikter Kontrolle ausgesetzt. Mal war es Chinesen erlaubt, mit Familie auf Taiwan zu siedeln, dann war es wieder verboten. Die Chinesen etablierten sich vorallem auf der Westseite der Insel, dem Flachland, auf dem Zuckerrohr und Reis angebaut wurde. In den Bergen waren nach wie vor die Ureinwohner zuhause. Da viele Chinesen ohne Frauen auf Taiwan siedelten, fließt heute auch in der chinesischen Bevölkerung oft das Blut der Ureinwohner:innen.

Ende des 19.Jahrhunderts erstarkte der nördliche Nachbar, das japanische Königreich. während der Meiji-Restoration modernisierte sich Japan. Schließlich kam es 1884/85 zum ersten Japanisch-Chinesichen Krieg. Im Ergebnis erlangte Japan die Kontrolle auf Taiwan, welche bis 1945, zum Ende des Zweiten Weltkriegs, hielt.

Auch Taiwan wurde in die Modernisierung von Japan einbezogen. Das Schulwesen, inklusive die Bildung der Ureinwohner:innen, fand nun oft in japanisch statt. Ich traf eine Taiwanesin, deren Eltern zuhause japanisch redeten. Unterschiedlichen Ethnien entstammend, fanden sie ihre gemeinsame Sprache in der Sprache, in der beide in der Schule unterrichtet wurden. Japanische Mode, japanische Teehäuser, japanisches Essen dominierte nun. Bis heute ist davon viel zu spüren, wie wir auf unserer Reise feststellten.

Auf dem Festland begann mit dem Ende der Qing-Dynastie, nach der Ausrufung der Republik, ein Bürgerkrieg zwischen der regierenden Kuomintang  und den Kommunisten. Während des Krieges gegen Japan ruhte er mehr oder minder, wurde aber nach der Niederlage Japans 1945 wieder aufgenommen. Schließlich übernahmen die Kommunisten 1949 die Macht in China und riefen die Volksrepublik aus. Die Kuomintang unter Chiang Kai-shek zog sich nach Taiwan zurück. 1952 gab Japan offiziell im Vertrag mit der Republik China, der Regierung der Kuomintang, seine Ansprüche auf Taiwan auf.

Krankheit – aufgeschnappt und rumgereicht

Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erleben, heißt es so schön. Unter anderem sich Krankheiten einfangen. Das hat Connor erwischt, der kurz nach unserer Ankunft in Taiwan sich einen grippalen Infekt zugezogen hat. Für zwei Tage lag er mehr oder minder danieder, danach ging es wieder aufwärts. Wohl hatte er Fieber, aber immerhin blieben die Covid-Tests einstreifig – es war wohl kein Covid. Während es ihm besser ging, ging es mir schlechter, und als ich schließlich wieder auf dem aufsteigenden Ast saß, hatte sich Qian angesteckt.

Als Ergebnis dieses Krankheitringelreins waren wir eine Woche geschwächt und gingen oft nur zu zweit durch die Städte. Was schade war, aber wir haben trotzdem Zeit miteinander verbracht und einiges gesehen.

Ein Abschnitt endet

Es ist Dezember. Downunder enden mit dem Kalenderjahre auch Schuljahre und Studienjahre.  Danach kommen Ferien, Weihnachten und Sommer.

Für meine Tochter gehen die Unijahre zu Ende. Sarah kann jetzt ihrem Lebenslauf ein Associate Degree in Professional Writing and Editing mit Distinction hinzufügen.

Das RMIT, the Royal Melbourne Institute of Technology, hatte eine Riesenveranstaltung für ca. 9000 Studenten, die ihr Studium erfolgreich abgeschlossen hatten, im Docklands Stadium organisiert.

Dieses Mal also kein Footy, sondern ein paar Reden und dann die Urkundenübergabe für die 9000, während ihre Angehörigen und Freunde in den Rängen saßen. Oft im “Staatskleid”, damit auch ihre Herkunft verratend. Neben weißen Gesichtern sahen wir viele asiatische, chinesische, indische, afrikanische…

Melbourne Cup Day – ein Tag frei für ein Pferderennen

Guten Morgen, guten Abend, guten Tag! Es ist Melbourne Cup Day.

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Was ist das? Ein Tag frei für ein Pferderennen. Ein Tag frei. Ein Tag für Pferdewetten. Ein Tag für Sweeps.

Was sind Sweeps? Beim großen Rennen um drei laufen 24 Pferde, und man zieht eines aus einem Haufen Zetteln, und schmeißt einen nicht gar zu großen Geldbetrag in einen Topf. A Gold Coin z.B. – eine 2-Dollar-Münze.

2-Dollar-Münzen sind übrigens kleiner als die für einen Dollar.

Wenn dann 48 Dollar im Topf sind, kriegt der Sieger vielleicht 25, der Zweite 15 und der Dritte den Rest.

So ähnlich läuft in manchen Firmen Footy-Tipping. Das geht dann aber über ein halbes Jahr, Woche für Woche. Kleine Beträge und am Ende Gewinnausschüttung. In einer Firma habe ich mal eine Webseite dafür programmiert, eine Fingerübung für PHP und Symfony.

Man kann natürlich auch richtig wetten. Um viel Geld. Es gibt die Buchmacher auf dem Flemington Race Course, auf dem das Wettrennen stattfindet. Es gibt auch Webseiten, wo man das ganze Jahr auf was weiß ich wetten kann. Schneckenrennen in Simbabwe. Tennis in Tasmanien. Fußball auf Fiji.

Wer Fernsehen guckt, streamt oder was weiß ich, kennt das – wie alles, was Werbung braucht, weil es zu viel kostet und keiner soviel Geld dafür ausgeben muss, weswegen es dann Werbung braucht, dass man es denn doch tut. Halt Wetten, Autos oder Fast Food. Waffen werden hier in Australien zumindest nicht im Alltag verklickert – es ist nicht der einzige Vorteil, wenn man nicht in den USA lebt.

Das Pferderennen ist ein Tag draußen und being dressed up. Kleider, Anzüge, Krawatten, Hüte. Es ist Frühling, da ist das Wetter unbeständig. Es kann warm sein und die Sonne scheinen, es kann regnen und windig sein. Der Ausblick für heute: fast dreißig Grad und ca. Punkt drei, wenn das große Rennen startet, ein Gewitter. Angezogen wird für Sonnenschein – wenn’s Wetter nicht passt, wird gefroren.

Damit man den Tag übersteht, wird, wenn man zum Rennen geht, getrunken, und oft nicht wenig. Das betrifft Mann wie Frau, soweit ich das überblicke. Am Ende sieht das denn ab und an nicht mehr so schön aus, und die Stöckelschuhe trägt sie in der Hand.

Ich habe das 2003 mal fotografiert. Ich habe auch letzten Samstag jung und alt zum Derby Day gehen sehen, ein anderer Tag auf der Rennbahn in unserem Frühlingspferderennenfestival, es hat sich nicht viel geändert. Die abgebildeten Menschen sind alle zwanzig Jahre älter, klar.

Es ist übrigens kein Foto von Pferden dabei. Ich glaube, die sind auch nicht weiter wichtig.

Viel Spaß an alle, wobei auch immer.