Arbeit und Erkundung in Kuala Lumpur

Seit ein paar Tagen bin ich nun in Kuala Lumpur, der Hauptstadt von Malaysia.

Außerdem ist es der Hauptsitz der Firma, für die ich arbeite. Ich plante, hier mit meinen Kollegen ein paar Tage zusammen zu arbeiten, und ein Wochenende mich ein wenig auszuruhen, bevor ich mich auf den “Rest des Weges” nach Hause begebe.

Ich komme gerade nach vier Wochen aus Deutschland zurück. Dazu später etwas mehr.

Langsam aber sicher gewöhnt sich mein Körper an die hiesige Zeit, Deutschland sechs Stunden voraus, Australien gegenüber drei Stunden zurück. Morgens weckt mich zumeist der Ruf des Muezzin, der aus Lautsprechern erschallt und die Gläubigen vor dem Sonnenaufgang zum Gebete ruft. Danach wird es langsam hell und ich beginne meinen Tag.

Ich sitze in einer Hotelsuite, ziemlich luxuriös, und genieße das auch, den Umständen entsprechend.

Am Ende des ersten Tages hier schrieb ich dieses “Spontangedicht”:

Ein guter Tag in fremder Stadt
Die alles, was ich wollte, hat
Es ist warm und ich sehe viel grün
Das zu mögen, muss ich mich nicht bemühn

Die Vögel schimpfen vorm Schlafengehn
Als würden sie die Sonne nie wieder sehen
Die Autos fahren auf der linken Spur
Nach drei Wochen rechts erleichtert es nur

Mit mir bin ich wirklich nachsichtig
Manchmal mache ich nicht alles richtig
Ich verlaufe mich auf meinen Wegen
So manch Überraschung kommt nicht ungelegen

Ein Gasthaus für Touristen auf Reisen
Na gut ich muss mir nichts beweisen
Zum End Crème Brûlée und dazu ein Bier
Nichts authentisch, aber doch schmeckt’s mir

Allein lass ich mich dazu ganz gern verleiten
Es hilft anderes zu verarbeiten
Manchmal möchte ich alleine sein
Danach fühl ich mich besser, rein.

Ich war am Abend nach meinem ersten Arbeitstag hier “in die Stadt” gefahren und am Zentralen Markt ausgestiegen. Eigentlich war ich auf der Suche nach Chinatown, muss mich auf dem Weg aber etwas vertan haben. Ich landete an Schnellstraßen, die kaum Gehwege haben, und wo man schon genauer hingucken muss. Ich habe einen fehlenden Gullideckel, eine nur halbe Kabelschachtabdeckung gesehen, als Hans-Guck-in-die-Luft kann es dann schon mal unangenehm werden.

Die Stadt ist sehr autozentriert. Es gibt der Schnellstraßen viele, einige sind gebührenpflichtig, und trotzdem staut es sich. Die Kollegen aus meinem Team fahren, da sie etwas weiter draußen wohnen, wo keine Bahn fährt. Ich habe aber auch einen Kollegen gehört, der einfach nur Auto bevorzugt.

Im zentralen Bereich des Klang Valleys, des “Großen Kuala Lumpur”,   gibt es durchaus S-Bahnen, die schnell, sauber und zuverlässig zu sein scheinen, meinen Erlebnissen nach. Oft schweben sie auf Stelzen in der Höhe des vierten, fünften Stocks über dem Boden, darunter dann die Autos. Die Bahnhöfe überspannen die Straßen und wirken schon recht mächtig.

Kuala Lumpur ist eine recht junge Stadt. Die Wurzeln liegen im 19.Jahrhundert, als hier Zinn gefunden wurde. Deshalb gibt es eben keine Jahrhunderte zurückreichenden Gebäude, dazu muss man in Malaysia nach anderswo fahren.

In Kuala Lumpur und seiner Umgebung leben mehr als 9 Millionen Menschen, und es ist ein quirliger Mix aus Malays, zumeist Muslims, Chinesen und Indern. Malaysisch ist die Amtssprache, und in dieser Sprache findet auch der Schulunterricht statt. Es sind verschiedene chinesische Dialekte zu hören. Außerdem wird oft englisch gesprochen. Meine Kollegen habe ich zwischen Mandarin, Kantonesisch, Malay und Englisch wechseln hören, je nachdem, wer an dem Gespräch beteiligt war.

Während die muslimischen Frauen alle Kopftuch zu tragen scheinen und sich bis zu den Füßen bedecken, laufen die Männer aller Art als auch die Frauen chinesischer Abkunft recht freizügig herum. Da es ganzjährig warm ist, um die 30 Grad, heißt das oft nackte Arme und nackte Beine.

Was aber nicht heißt, dass die Musliminnen sehr traditionell gekleidet sind. Bunte Farben der Kopftücher und Kleider sind eben so häufig wie T-Shirts, z.B. mit Hard Rock Cafe Logo, und lange Hosen. Die Füße sind entweder in “Sandalenlatschen” oder aber in sehr hübschen Sandalen mit dünnen Riemen, und Nagellack wie Tätowierungen sind oft zu sehen.

Malaysia, einer der sogenannten “Tigerstaaten”, die sich seit dreißig Jahren weit entwickelt haben, ist auch ein Magnet für Bauarbeiter aus Bangladesh oder Kellnerinnen aus Indonesien, die zum Arbeiten organisiert angestellt werden. Die Männer aus Bangladesh leben oft in Gemeinschaftsunterkünften, sind unter Vetrag und werden von Baustelle zu Baustelle “weitergereicht”. Die Indonesierinnen haben es einfacher als andere, was die Sprache angeht. Nach Angaben meiner Kollegen ist das indonesisch Malay soweit ähnlich, dass eine Verständigung einfach ist.

Die Mittelschicht des Landes ist in in den letzten Jahrzehnten erheblich gewachsen. Dementsprechend gibt es große Einkaufszentren, in denen alles das zu haben ist, was mir auch “im Westen” bekannt ist. Im Apple Store geht es geschäftig zu, es gibt Markenkleidung, Billigeres, Spielunterhaltung fur die Kinder und einiges zu essen. Ich habe hier bis jetzt sowohl Laksa, die Nudelsuppe mit Kokosnussmilch, gegessen, einen Kaffee aus einer Espressomaschine getrunken, als auch westliches Essen vorgefunden.

Der Wohlstand der Mittelschicht ist aber auf wackligen Beinen unterwegs: Der Minimallohn liegt bei 1500 Ringgit pro Monat, was nicht viel ist, und wer arbeitslos wird, ist auf sich allein gestellt, eine staatliche Grundsicherung gibt es nicht.