12 Monate in 12 Tagen – Tag 6: Free Hugs

Es wurde Ostern, und das war ja mal ein halbwegs fester Termin, um meine Studienfreundin und ihre Famile zu treffen. Das haben wir seit x Jahren getan, auch wenn immer mal wieder was dazwischen kam, und dabei so einiges erlebt und vorallem erlebt, wie Familien komplettiert wurden und wie sie wuchsen und wie die Jungs und Mädels größer wurden, bis sie sich aus dem Haus in die weite Welt begaben.

Nun, dieses Mal hatten wir Glück. Mister Covid ließ uns ins benachbarte Bundesland rüberwachsen. So kamen wir in einem Tagesritt nach NSW, machten einen Abstecher und Übernachtung in Tumbawumba, und einen Tag später waren wir in Sydney. Wir durften ein Appartment in Kingsford übernehmen. Die an der Straße liegenden kleinen Cafes und Gaststätten locken sonst oft asiatische Studenten an, aber davon gibt es zur Zeit hier wenige. So wirkte Kingsfords Hauptstaße, die Anzac Parade, etwas verlassener als sonst. Die Busse, die früher häufig in die Stadt fuhren, sind durch eine Straßenbahn ersetzt worden.

Als die Pandemie ausbreitete, gab es Unterstützung für alle möglichen Firmen und ihre Inhaber, die Unis hat die Regierung von der Unterstützung ausgeschlossen. Ab und an will man sich mit intellektuellen Erungenschaften schmücken, ansonsten sind Intellektuelle nur lästig für unsere ‘konservative’ Regierung. An Unis gibt es sogar noch Gewerkschaften, das ist auch hinderlich, wenn man von Gewerkschaftshassern regiert wird. Den Studenten hat man gesagt, daß sie keiner Unterstützung würdig sind und doch nach Hause gehen sollten. Unsere Regierung müsse sich nun um Aussies kümmern. Ich frage mich manchmal, ob Aussies im Ausland auch so rüde behandelt werden, ich glaube eher nicht…

Wie auch immer, wir waren ja vorallem wegen unserer Freunde in Sydney, und für free hugs, Umarmungen umsonst. Die hat man in einer Zeit, in der man sich vor allen und allem schützen soll, ab und auch nötig. Die gab es dann auch, und Fahrten in die Stadt, mit dem Boot unter der Harbour Bridge, spazieren im Chinesischen Garten in Darling Harbour und im Botanischen Garten an der Oper, essen auf dem Balkon und Wein und Geang. Okay, gesungen haben wir nicht, geschwatzt aber schon.

Hier mal wieder eines dieser schönen Bilder, die zeigen, wie gefährlich das Leben, hier genauer das Fahrradfahren in Sydney ist.

Wir haben auch ihre Tochter in Newcastle besucht, die mit Mann und deren kleiner Tochter in einem kleinen Häuschen am Wald wohnt, und sind ans Wasser, den Ozean gegangen. Es war noch sommerlich warm. Ich bin vorher einmal nachts am Hafen vorbeigefahren, an kilometerlangen Förderbändern vorbei, auf denen Kohle, viel viel Kohle, in die Schiffsbäuche verfrachtet wird, in die Schiffe, die dann nach China und Japan und anderswo fahren. Newcastle ist der größte Kohlehafen der Welt, wenn ich mich jetzt nicht irre. Das hat weder bei unserem Besuch am Waldrand noch beim Eisschlecken in der Stadt gespürt.

Auf dem Weg nach Hause hatten wir noch Begleitung, besuchten das Paragon Cafe in Goulburn, und schließlich einen der Söhne, den es in einen Ort nahe Canberra verschlagen hat, nach Captains Flat, einem schönen kleinen Ort in einer bergigen und waldigen Gegend. Wir haben uns gefreut, bei ihm übernachten zu können. Für einen Städter ist es doch was besonderes, wenn das Licht ausgeht und es wirklich richtig dunkel wird. Leider hat ihn ein LKW vor vielleicht einem Jahr in seinem Auto ziemlich plattgedrückt, das Auto war Schrott und er hat so einige seiner Knochen gebrochen, so daß es ihm auch jetzt immer noch mal weh tut.  Alles Gute nach Captains Flat!