12 Monate in 12 Tagen – Tag 3: Ja ganz schön, nichts geschehn

Wenn ich so durch die Bilder des frühen Jahres 2021 blättere, fällt mir auf, daß nicht viel passierte. Ich hatte zwischen den Reisen nach Heywood ein paar freie Tage, an denen ich u.a. ab und an auf die Mornington Peninsula gefahren bin.

Die Mornington Peninsula liegt auf der Ostseite von Barwin Heads, der Mündung der Port Phillip Bay, unserer Bucht, und dem Südlichen Ozean. Dementsprechend gibt es zwei sehr unterschiedliche Küsten, die am Norden, zur Bucht hin, oft Strände, die z.B. Safety Beach, “sicherer Strand” heißen, da sie sandig, flach und ohne große Wellen sind, und die südliche Küste, oft hohe Klippen und die kräftigen Wellen des Ozeans.

Aber auch am Ozean gibt es ruhige Ecken. Mir gefällt z.B. die Wanderung zwischen Shoreham und Flinders. In Flinders kann man ins “Hotel”, die Kneipe gehe, Fish & Chips essen oder Kaffee trinken. Hotels sind häufig keine, sondern eben Kneipen. Früher mußte, wer eine Lizenz zum Alkoholausschenken erwerben wollte, für seine eventuell betrunkenen und der Heim- oder Weiterreise unfähigen Gäste Übernachtung anbieten. So waren zumeist im zweiten Stock Gästezimmer. Vorallem auf dem Lande ist das manchmal immer noch so, in der Stadt eher selten.

Zwischen den beiden Küsten, im Inneren der Halbinsel, gibt es bergige – oder vielleicht eher hügelige – Landschaft. Eine Erhebung wird Arthurs Seat genannt, und wer nicht hinaufwandern oder -fahren möchte, kann stattdessen die Seilbahn nehmen. In einer geschlossenen modernen Gondel kann man die 305 Meter hinauf- und auch wieder hinuntergondeln, sicherer als auf der alten, im Jahre 1960 gebauten Seilbahn. Einige Unfälle führten dazu, daß die alte Bahn im Jahre 2006 geschlossen und schließlich durch die heutige moderne Variante ersetzt wurde.

Ansonsten vergnügte ich mich mit Spaziergängen und Radeleien in der näheren Umgebung, Strand, Albert Park Lake – die Heimstatt  des nun seit zwei Jahren nicht stattfindenden Formel 1 Grand Prix, der Yarra River in der Stadt, wo gerudert wird, und ähnlichem.

Wenn wir auch unser Bundesland nicht verlassen konnten, hatten wir doch zumindest die Möglichkeit, mit Hilfe Melbourner Restaurants in 80 Gaststätten um die Welt zu reisen. Wir machten uns also auf die Reise. Im Topolino’s, einem italienischen Puzza&Pasta-Restaurant in St.Kilda, welches ich mit meiner Tochter schon besucht hatte, als sie in den Kindergarten um die Ecke ging, und, wie mir jemand erzählte, führ junge Köche nach deren Schicht oft noch Treffpunkt war, traf ich Mrs. Topolino, die Frau des italienischen Einwanderers, der vor gut 50 Jahren die Gaststätte eröffnet hatte. Sie hat lange gewartet, aber nun hatte sie endlich ersehnte Enkelkinder, wie sie mir erzählte. Ihre Kinder und Schwiegertöchter und -söhne waren zu Beginn der Pandemie im Ausland ‘stecken’ geblieben, und waren nun auf dem Weg nach Hause. Das erfreute sie sehr.

Neuer hingegen war ein “vietnamesisches” Restaurant in Port Melbourne. Ich schreibe es in Anführungszeichen, da sein vietnamesischer Inhaber sich dessen bewußt ist, daß er Küche für Australier macht. Seine Mama würde immer wieder fragen, wenn er denn endlich mal ein “vernünftiges” vietnamesisches Mahl  zubereiten würde. Neben dieser ‘modern fusion’ gibt es vorallem Cocktails, die man auch an der Bar einnehmen kann. Gazn nett, finde ich.

Ab und an habe ich oder meine Frau gebacken. Dieser Kuchen ist von mir (tada!)

An einem Wochenende radelte ich nach Brighton, einem Stadtteil nicht sehr weit weg, der ein wenig nach Geld “riecht”. Das Straßenleben sah im Februar 2021 nicht sehr nach Virus aus, und im Pub, in der Kneipe trafen sich mir zumindest vom Gesicht bekannte Cricketspieler und Anhang. Wohl lief Cricket in den Ferensehern ringsum, die wurden aber nicht besonders viel beachtet. Es wurde getrunken, umarmt und gelacht. Ab und an fiel dann ein wicket, ein Stumpen, und dann wurde gefeiert. Ich glaube, Australien hat was gewonnen.

Unser Zuhause ist nahe des Hafens und der anliegenden Industrie, so daß ein Abendspaziergang uns ab und an in diese Industrielandschaft führt.

Die Industriegegend ist als Fishermans Bend bekannt und soll ein neuer Stadtteuil voller Wohnhäuser werden. Hier ist das erste davon. Im Moment stagniert der Bau weiterer Neubauten, und viel Lagerhäuser sind nur teilweise oder ganz ungenutzte Brache.

Nun ist es Zeit für unseren heutigen Spaziergang. Einen schönen Tach noch!