Frank Carter & The Rattlesnakes

Montagabend in Melbourne. Konzert am Montag ist schon etwas komisch, aber was soll’s. Einer dieser merkwürdigen Tage, die dieser Sommer bereithält. Zur Abwechslung regnet es heute. Nein, es schüttet. Hinaus in den Norden, der Bahnlinie Richtung (De)Preston, etwas weiter draußen, wie Courtney Barnett es besungen hat. Northcote wurde schon lange von den Hipstern erobert, die High Street hat Bars, Restaurants und Bandrooms dicht an dicht.

Thornbury ist vielleicht als Nächstes dran. Das Croxton sieht aber noch nicht so angesagt aus. Als wir, die Pfützen und Sturzbäche auf dem Weg vom Bahnhof vermeidend, das Lokal betreten, landen wir zunächst in einer dieser Spielhöllen, plüschig, bräunlich, warm, in denen zumeist ältere Frauen und Männer ihren Abend verspielen.

Der Bandroom ist quadratisch, praktisch, gut. Auf der Bühne zunächst A.Swayze & The Ghosts, eine junge Band von Tassie, aus Hobart. Andrew Swayze ist auf der Bühne offensichtlich schon zuhause, ein guter Einstand für den Abend.

Schließlich kommen Frank Carter und seine Rattlesnakes auf die Bühne. Das Publikum ist heute eher den jüngeren Jahrgängen zuzurechnen, Tatoos, Männer mit Haarknoten oder ohne. Der Moshpit wird zeitweise für Männer “gesperrt”, Frank Carter möchte, daß sich auch Frauen ungestört austoben können. Was sie dann auch tun, tanzend und crowdsurfing. Carter mischt sich ins Publikum, wird getragen, singt kopfüber, läuft zur Bar und besteigt die Theke. In den Texten wird kein Blatt vor den Mund genommen, er singt von seinen eigenen Dämonen, Wut und mehr. Viele kennen die britische Band, die hier downunder in den letzten zwei Hahren mehrfach tourte, gut, kennt ihre  Songs und die Texte von “Crowbar”, “I Hate You” und “Devil Inside Me” und singen sie mit.

Auf dem Rückweg kommn wir mit einer jungen Deutschen, hier für ein paar Monate, ins Gespräch, ein etwas älterer Urmelbourner, wie sich herausstellt, Zugführer, kommt hinzu. Es geht um Punk, alt und neu, und es geht ums Wetter. Selbst dem Alteingesessenen kommt es außergewöhnlich vor, das Auf und Ab von Tag zu Tag.

Mir hingegen kommt es fast vertraut vor, als ich durch Nieselregen im Dunkel über den matt spiegelnden Asphalt nach Hause radele. Immerhin sind es keine Minusgrade hier, und es schneit auch nicht. Den Hagelschauer erlebte ich am Sonntag, dem Tag zuvor, als ich am Strand entlang in das Unwetter fuhr.