Wochenend und Sonnenschein

Sonntagabend. Ein langes Wochenende, scheint mir, auch wenn es ganz gewöhnlich Samstag und Sonntag war.

Hier mein Samstagmorgenreim:

Was ich noch zu sagen hätte
 Als ich aufstand aus dem Bette
 War, wenn ich's bei Licht betracht'
 Weniger wichtig als zur Nacht

Frühstück, Katze und Umarmung
 Tischgespräch, Gedankennahrung
 Abwasch und ein wenig Räumen
 Außerdem vom Frühling träumen.

Und so sah unser Frühstück aus:

Danach kam Besuch, die Frauen haben sich im Garten beschäftigt, da demnächst unser Umzug ansteht und wir Gartenerde abzugeben haben, er hatte leider Kopfschmerzen – wir guckten Fußball im Fernseher. “Sein” Team, Melbourne, ist jenseits der acht ersten Plätze, die für die Finals qualifizieren. außerdem findet das Spiel an der Gold Coast statt, im südlichen Queensland, Rugby Country. Das Stadion mit irgendwie etwas über 10 000 Leutchen, Sonnenschein und .. ja, irgendwie ein Spiel ohne Feuer.

Am Abend war ich dann selbst im Stadion, die Saints spielten, sind auch außerhalb der Top 8, nicht so der Gegner, Geelong, sie sind Zweiter und wollen es auch bleiben, damit sie ihr erstes Finalspiel zuhause austragen können.

Zunächst geht alles nach Plan, St.Kilda nicht schlecht, kommt aber nir zu drei Punkten im ersten Viertel, Geelong hingegen zu drei Toren. Da Tore 6 Punkte bringen, sind sie bald enteilt. 24:57 zur Halbzeit, ich treffe Neil, den ich vom Französischunterricht kenne und der mich in einen Fanblock schmuggelt. Sie unterhalten sich, ob sie nach drei Vierteln gehen.

Doch plötzlich, das dritte Viertel beginnt: 1 Tor, 2 Tore, 3 Tore, 4, 5 – Nach ein paar Minuten steht es 57:57. Die Cats haben nicht einen Punkt ergattert, St.Kilda spielt plötzlich intelligent aus der Abwehr heraus, greift an und trifft. Im letzten Viertel dann machen sie Nägel mit Köpfen, sind 5 Tore in Führung und beenden das Spiel mit 107:89. Ein freudiges Ende, womit kummergewöhnte Saints Supporter nicht gerechnet haben. Oh when the Saints Come Marching In, oh when the Saints come marching in, oh, how I want to be with St.Kilda when the Saints come marching in- das Klublied, einem alten amerikanischen Gospelsong entstammend, erklingt. Die Stimmung ist selten euphorisch, auch Neil, der einen erwachsenen Sohn mit argen Schwierigkeiten hat, vergisst das für ein paar Minuten.

Hier ein Foto aus dem Stadion nach dem Spiel: Kick to Kick, jede(r) darf auf den Rasen, um selbst den eiförmigen Ball hin- und herzuschiessen, was Kids und Eltern dann auch tun, wenn sie nicht miteinander schnacken. Im Hintergrund die Pfosten. Wer durch die großen schießt, bekommt 6 Punkte, für einen Schuss daneben, zwischen die kleinen, einen Punkt. Ein Sport, bei dem es Trostpunkte gibt 😉

Am Sonntag gingen wir zum Bogenschießen, nebenan spielten Kinder Footy, angefeuert von ihren Eltern.

Am Nachmittag waren wir in Springvale, dem vietnamesischen Viertel im Südosten. Gegessen, Pho, Nudelsuppe, Reisgerichte, eingekauft, einen Paradiesfisch, etwas Gemüse, Früchte angeguckt und bestaunt, jack fruit, Melonen, Drachenfrucht, cassawa, was zu deutsch Maniok ist, wie ich gerade nachgeschlagen habe.. es macht Spaß, auf dem Markt herumzustreifen.

Ach, dieser Zug hat bei Einigen  neben dem Fußballstadion nostalgische Erinnerungen hervorgerufen: “Mit dem red rattler (roten Ruckelzug) bin ich in den 80ern zur Uni”. Wie ich hörte, steht er normalerweise in Newport auf dem Abstellgleis und wird ab und an als Traditionszug auf die Reise geschickt.

Das fürs Erste.. Ich habe da noch ein wenig Unfertiges als Nachtrag zu erzählen.. so, Fortsetzung folgt.

Travel

Waiting for my turn
In an overcast light
The National play
The Bluetooth flashes bright.

Seeing family
A long way from home
Meeting friends
Sometimes alone.

I know it is much too dry
I know I should care
Maybe the Earth will be soon
Light up like a flare.

I still like the warmth of the summer
Knowing it soon will be September.
My memory stretched
By street names I vaguely remember.

A grey sky now as far as I see
The first raindrops fall
I sit with a friend under a tree
Enjoy the talk, enjoy it all.

Reisepanorama – Frankfurt

Für drei Monate in Deutschland.. Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erleben.

Los geht’s!

Flug

Der Airbus schüttelt sich über dem Arabischen Meer,
Westlich von Indien, da komme ich her.
Wobei ich am Ende von anderswo kam,
Die Reise ihren Anfang in Melbourne nahm.

Das Schütteln schlägt mir auf dem Magen,
Dazu muss ich noch Maske tragen.
Ein Zwischenstop wär auch ganz schön,
Doch kann es da sehr schnell geschehen,
Das man nicht weiterreisen kann.
Darum möchte ich das lieber auch nicht wagen.

Nun ist’s des Klagens aber genug.
Sich ständig zu grämen ist auch nicht klug.
Schliesslich komm ich an zuhaus.
Dann schlafe ich mich erst einmal aus.

Frankfurter Erlebnis

Ein schönes Haus Nähe Töngesgasse.
Ein Mann fotografiert eine Frau, die da schläft auf der Straße.
Ich frage ihn ob er Urlauber wär.
“Nein, ich bin Hausmeister”, antwortet er.
“Selbst wenn man sie auffordert, sie wollen nicht gehen.
Die Mieter im Haus, die wollen das nicht sehen.”
“Wo soll sie auch hin?”, werfe ich ein.
“Ihr fehlt, was Sie haben, ihr fehlt ein Daheim.”
“Für 4000 Euro Miete, da ist es nicht schön.
Vor seiner Wohnung Leute campieren zu sehn.”
“Vielleicht, statt mit ihrem Reichtum zu prahlen.
Sollen die Mieter etwas mehr Steuern bezahlen?”
“Steuernzahlen ist, was keiner mag.”
Wir wünschen uns einen guten Tag.

Bahnhofsviertel

Frankfurt war mein erster Anlaufpunkt. Den Flug hatte ich mehr oder minder gut überstanden – auf dem Flug von Dubai nach dort hatten sich Magen und Kopf von der Schüttelei erholt, und alles ging nach Plan: Sogar das Gepäck kam gut erhalten an.

Ich hatte auf dem zweiten Flug für einen Internetzugang extra bezahlt und ein Hotel nahe des Bahnhofes gebucht. Bahnhofsviertel, naja, meinte ein Einheimischer in der S-Bahn, den ich nach dem Weg befragte. Ein etwas zwielichtiges Viertel, gab er mir zu verstehen.

Nach ein wenig hin und her – der Ausgang war etwas schwierig zu finden, auch, da im Bahnhof gebaut wurde, war ich auf dem richtigen Weg. Ein buntes Viertel mit viel Gaststonomie und wohl auh ein wenig mehr. “Willst Du Spaß, Süßer”, sprach mich eine junge Dame an. Es kam etwas unerwartet, doch fiel mir eine Antwort ein: “Nein, danke. Ich hab schon genügend Spaß.” “Wirklich nicht?” – ich ließ sie stehen. Wenn ich mich  überrumpelt fühle, ist das für mich eine Schutzaktion.

An der Rezeption waren zwei junge Frauen, französisch sprechende Backpackers, die wohl im falschen Hotel gelandet waren. Der Angestellte bestellte ein Taxi für sie. Eine der beiden liefen Tränen über das Gesicht. “Are you okay?”, fragte ich sie. “No. Nein. Not really.” Ihre Begleiterin versuchte sie zu trösten. Ich hätte das auch gern getan, wie vielleicht meine Tochter. Ich glaube, da waren schon ein paar andere Erlebnisse auf ihrer Reise, das falsche Hotel war sicher nicht der einzige Grund, um so zu schluchzen.

Am nächsten Tag lief ich bei hochsommerlichen Temperaturen, das Thermometer stieg auf 37 Grad, durch die Stadt. Ich war früh aufgewacht, sah, wie die Flugzeuge auf dem blauen Himmel ihre Bahnen zeichnen, und beschloß nicht lange zu warten.

Der Bäcker fürs Frühstück war Tony aus Mazedonien. Ich fragte ihn, ob Alexander der Große Grieche oder Mazedonier gewesen sei. Die Mutter wäre Griechin gewesen, darim streiten sich die Nachbarvölker noch immer darum. Ich mußte lachen. Ein Melbourner Freund, Sohn griechischer Einwanderer, scherzte über eine Freundin: “Sie ist Griechin, weiß es aber nicht.”

Ich hoffe, daß die Balkankriege Geschichte sind und bleiben. Wie mir in Melboune erzählt wurde, hat dort das Essen dazu beigetragen. Viele Griechen wanderten bald nach dem Zweiten Weltkrieg aus, die Türken kamen etwas später. So fanden die türkischen Migranten vertrautes Essen bei ihren Nachbarn aus der Alten Welt.

Zwei junge Männer kamen in den Laden und fragten nach einer Toilette. Entweder gab es keine, oder nur für Gäste, ich weiß es nicht. Jedenfalls zogen sie ab. “Pinkeln wir auf die Straße. Das machen hier doch alle so.” Ich gestehe, das hat mich einigermaßen geschockt.  Manchmal vermisse ich die Melbourner, denen man auf den Fuß treten kann und die dann um Verzeihung bitten. Sorry! Vor gut zwanzig Jahren habe ich hingegen eine Gruppe junger Engländer:innen im Bus gesehen, die auf ein Niesen unisono “Gesundheit!” riefen. Diese deutsche Höflichkeit amüsierte sie sehr.

An deutsche Toiletten und besonders das Bezahlen für deutsche Toiletten muß ich mich erst einmal gewöhnen. Besonders ärgerlich empfinde ich es, vor einer Barriere zu stehen, die passend Kleingeld verlangt. Bei einem früheren Besuch bin ich eimal fluchend über so eine Schranke gesprungen, nachdem sie mein Geld geschluckt hatte ohne sich zu öffnen. Ich kenne das Argument daß es für saubere Toiletten sorgt. Meine Erfahrung aus Australien sprcicht dagegen: Ich finde die dort “unbezahlten” Toiletten nicht als schmutziger.

Reichtum alt und neu

Blau und gelb: Das Euro-Symbol in Frankfurt und die Ukraine-Fahne

Es war immer noch früher Morgen, als ich mich auf den Weg machte, die Innenstadt zu erkunden. Ich sah den Dom der Stadt, ging hinein und fand einen katholischen Gottesdienst. Für einen Norddeutschen mit “lutheranischen Hintergrund” ist mir das doch etwas fremd, so schlich ich mich bald wieder hinaus. Mir war aufgefallen, daß der Pfarrer ein alter Mann war, seine anwesende Gemeinde komplett weiblich, vielleicht zwanzig Frauen stark, darunter drei Nonnen.

Frankfurt riecht nach Geld, viel Geld, wie die Fotos zeigen, aus der Zeit als Freie Reichsstadt bis hin zum Frankfurt, in dem mit der Europäischen Zentralbank das Bankherz Europas schlägt.

Nach dem Krieg wurde zum Teil wiederhergstellt, zum Teil neu gebaut

Zweistöckiger Fahrradparkplatz in der Innenstadt

Kleine Markthalle

Ich bin auch über den Eisernen Steg gelaufen, über den Main hinweg. Die griechische Inschrift hat mich verwundert. Die Wikipedia verrät mir, daß sie erst im Goethejahr 1999 von Hagen Bonifer aufgetragen wurde, und aus Homers Odyssee zitiert und von weiten Seefahrten verkündet, die in ferne Länder und zu fernen Sprachen führen. Genügend um die Ecke gedacht, um die Archäologen der Zukunft zu verwirren.

Von Joachim Rother habe ich erfahren, daß die Römerhalle seinen Namen nicht nach dem Römischen Reich trägt, sondern nach den italienischen Händlern im Mittelalter, die hier ihre Waren feilboten.

Joachim Rother gehörte zu den Veranstaltern einer Kunstausstellung der “Palette”, einer Künstlergruppe der Stadt. Er ist Jazzenthusiast. Er sprach davon, wie die amerikanischen Besatzer nach dem Krieg die Frankfurter Jazzszene inspirierten. Er selbst lernte Banjo, das schien ihm am einfachsten. In einem Teich vor der Alten Oper hat Albert Mangelsdorff Vogelstimmen aufgenommen. Ein Foyer der Oper ist heute nach Albert Mangelsdorff benannt.

Ein Bild aus der Palette-Ausstellung: Zofia Kwestorowska-Markowsky, Erwartungen

Schließlich fuhr ich mit vielen vielen Abkühlingssuchenden mit der U-Bahn zum Brentanobad hinaus. In seinem 220 Meter langem Backen tummelte sich jung und alt, Kinder tobten, Paare küßten sich, ältere schwammen, auf den Wiesen wurde gelegen, gelesen und gegessen, es wurden Würstchen gekauft und Eis geschleckt.

Für den Heimweg ins Hotel nahm ich noch einen Schlenker und lief durch den Wald zu einem Biergarten. Zum Essen kam ein sehr deutscher Salat mit Gurken und natürlich gab es einige Sorten Bier.